Im regelmäßigen Diskurs sind IGel-Angebote sehr negativ behaftet, der GKV-Spitzenverband stellt sie sogar komplett in Frage. IGeL stehen immer negativ in den Medien.
MMP ist der Meinung, dass IGeL-Angebote sehr wohl sinnvoll, wichtig und vor allem patientenorientiert sind, da diese Leistungen genau auf die Bedürfnisse der Patienten zugeschnitten sind und in der Lage sind, die Lebensqualität der Patienten nachhaltig zu steigern.
Medizin und Geld – ein Spannungsfeld?
Für die Patienten ist nicht nachvollziehbar, wie viel eine ärztliche Behandlung kostet und wie viel der Arzt daran verdient. Aber auch der Arzt kann nicht konkret beziffern, was er für eine einzelne Behandlung erhält.
Das Geld nimmt einen großen Umweg, auch wenn die Leistung direkt am Patienten erfolgt. Aufgrund der mangelnden Transparenz tun sich beide Seiten schwer, wenn es um IGel geht, da hier ein direkter Bezug zwischen Geld und Leistung vorhanden ist.
Die Selbstzahlerleistungen polarisieren.
Definition: Was sind IGel überhaupt?
Individuelle Gesundheitsleistungen, kurz IGeL, sind alle gesundheitlichen Leistungen, die nicht durch die Krankenkassen erbracht werden müssen oder in den Bereich anderer Leistungserbringer wie der gesetzlichen Unfall- oder Rentenversicherung fallen.
Die Bundesärztekammer hat die individuellen Gesundheitsleistungen 2012 wie folgt definiert: „Welche Leistungen die Gesetzliche Krankenkassen übernehmen dürfen, hat der Gesetzgeber im fünften Sozialgesetzbuch geregelt: ‚Die Leistungen müssen ausreichend, zweckmäßig und wirtschaftlich sein; sie dürfen das Maß des Notwendigen nicht überschreiten.‘
Wenn Ärztinnen oder Ärzte eine Untersuchung oder eine Behandlung vorschlagen, die nicht im Leistungskatalog der Gesetzlichen Krankenkassen erfasst ist, müssen die gesetzlich Versicherten selbst dafür zahlen.
Diese Arten von IGeL gibt es:
- Früherkennungsuntersuchungen
- Freizeit, Urlaub, Sport
- Medizinisch-Kosmetische Leistungen
- Ärztliche Serviceleistungen
- Laboruntersuchungen
- Psychotherapeutische Leistungen
Kritik an IGeL – zu Recht?
Der häufigste Kritikpunkt an IGel ist, dass es für den tatsächlichen Nutzen vieler Leistungen keine Evidenz gebe. Es ginge vorranging um das wirtschaftliche Interesse der behandelnden Ärzte. Darüber hinaus könne das Arzt-Patienten-Verhältnis durch die Verkaufssituation bei IGeL gestört werden. Deshalb sind IGeL sehr umstritten.
Frauenärztin Monika Provenzano:
“Bei der Bewertung von IGeL-Angeboten werden diese häufig negativ bewertet, weil Ihnen keine lebensverlängernde Wirkung zugesprochen wird. Diese Betrachtung lässt allerdings die Verbesserung der Lebensqualität von Patienten vollkommen außer Acht”
Der Vorsitzende der kassenärztlichen Bundesvereinigung, Dr. Andreas Gassen, sieht das anders. Seiner Ansicht nach können IGeL im individuellen Patientenfall durchaus medizinisch sinnvoll sein. Darüber hinaus geben die Ärzte im Rahmen des Vertrauensverhältnisses und unter medizinischen Gesichtspunkten nur Empfehlungen ab.
Unter diesen Umständen sind IGeL nicht bedenklich, weder für den Arzt noch den Patienten. Wer die individuellen Gesundheitsleistungen kategorisch ausschließt, sollte sich bewusst werden, dass die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) keine Medizin-Flatrate darstellt und deshalb sind Ergänzungen durch IGeL sinnvoll.
André Bernet, Geschäftsführer MMP
Als Teilkasko ließe sich demnach die private Krankenversicherung bezeichnen. Sie deckt wesentlich mehr ab. Sogar Teile der Komplementärmedizin (s. oberes Schaubild). Eine Vollkaskoversicherung gibt es im Gesundheitswesen jedoch nicht. Und hier kommen die IGeL ins Spiel.
André Bernert, der als Geschäftsführer von Medical Management Partner seit über 15 Jahren als Berater für Arztpraxen im Einsatz ist, ist überzeugt, dass IGeL keine Quacksalberei, sondern ein wesentlicher Bestandteil der medizinischen Versorgung sind.
Man sollte sich demnach fragen, ob IGeL aus dem reinen wirtschaftlichen Interesse der Ärzte oder aus der zunehmenden “Leistungsverweigerung der gesetzlichen Krankenkassen” entstanden sind.
Der richtige Umgang mit IGeL ist entscheidend
Die individuellen Leistungen zielen darauf ab, dass Patienten eine sinnvolle Ergänzung zur gesetzlichen Grundversorgung erhalten. In IGeL steckt das Wort „individuell“. Und dieses ist entscheidend für die Bewertung solcher Leistungen.
Bei jedem Patienten müssen dieser und der Arzt gemeinsam und individuell entscheiden, ob und welche Leistungen die medizinische Behandlung ergänzen können. Wird dies gewährleistet, dann gibt es folglich nichts zu kritisieren.
Wissenschaftliche Studie zeigt negativen Trend
Die neueste Studie des wissenschaftlichen Instituts der AOK (WldO) manifestiert einen negativen Trend in Bezug auf IGeL. Demnach boten die Praxen 2018 weniger IGeL an, als noch 2012 und 2015.
Wie das Institut feststellte, geht die Initiative in 74 % der Fälle vom Arzt aus. Die Begründung liegt auf der Hand. Die meisten Patienten wissen gar nicht, welche Möglichkeiten (inkl. IGeL) sie haben und verlassen sich einfach auf die Empfehlungen des Arztes bzw. der Mitarbeiter.
Werden IGeL empfohlen, nehmen laut AOK 72 % der Patienten diese auch in Anspruch.
Der Patient allein entscheidet, welche Leistung er in Anspruch nimmt. Ihre Aufgabe als Praxis ist es, ihm alle relevanten Informationen so zur Verfügung zu stellen, damit er für sich beurteilen kann, für welche Variante er sich entscheiden soll. Transparenz lautet das Stichwort. Ihre Patienten werden zufriedener sein und auch die Wirtschaftlichkeit Ihrer Praxis verbessert sich enorm.
Allgemeinarzt aus Schleswig-Holstein:
„Meine Mitarbeiterinnen hatten nie etwas mit IGeL zu tun. Sie waren viel zu unsicher. Ich selbst habe es in der Hektik meistens vergessen. Mit MMP haben wir eine Systematik aufgebaut, die meine Mitarbeiter bestärkt und mich entlastet hat.“
Ein Praxisbeispiel: So könnte es laufen
Wir nehmen mal an: Herr Müller und ein Bekannter haben seit vielen Jahren Rückenschmerzen. Wie immer nimmt Herr Müller die Schmerzmittel ein, die für ein paar Wochen Abhilfe schaffen.
Dem Bekannten wird von seinem Arzt eine alternative Behandlung zur dauerhaften Lösung vorgeschlagen. Er hat die Therapiemaßnahmen anschaulich erklärt und auch nicht verschwiegen, dass gewisse Risiken bestehen.
Allerdings hat sich der Bekannte eine Zweitmeinung eingeholt und eine Woche Bedenkzeit genommen. Obwohl er am Anfang skeptisch war, habe ihn das Aufklärungsgespräch und vor allem die Zweitmeinung überzeugt.
Der Preis, den er selbst bezahlen muss, basiert auf der Gebührenordnung für Ärzte und Zahnärzte (GOÄ & GOZ). Alles war vertraglich fixiert. Heute ist er beschwerdefrei.
9 Regeln für Ihr patientenorientiertes IGeL-Angebot
Wir haben für Sie 9 Regeln formuliert, die gewährleisten, dass ein IGeL-Angebot patientenorientiert ist. Durch die Patientenorientierung stellen Ärzte sicher, dass ihre Patienten von einer sinnvollen Ergänzung profitieren, die individuell auf ihre Umstände abgestimmt ist.
Das sollten Sie umsetzen:
- Alle Patienten bekommen unabhängig von Versicherungsgruppe und finanzieller Lage das gleiche Angebot.
- IGeL nicht für Leistungen, die die gesetzliche Krankenversicherung abdeckt
- IGeL-Patienten erhalten keinen schnelleren Termin
- Ihre IGeL sind Lösungen für individuelle Beschwerden und Anliegen Ihrer Patienten.
- Sie beraten Ihre Patienten in Patientensprache, damit sie den Nutzen Ihrer Leistungen verstehen.
- Nutzen Sie das Vertrauen Ihrer Patienten und pflegen Sie einen offenen Umgang.
- Die Preise für Ihre Leistungen sind transparent und für Ihre Patienten plausibel.
- IGeL darf nicht zu teuer sein, sondern muss dem Nutzen/den eingesetzten Praxis-Ressourcen entsprechen
- IGeL sollte jedem Patienten frei angeboten werden
Je besser Sie Ihre IGeL am Patienten ausrichten und offen kommunizieren, desto höher ist der individuelle Nutzen für die Patienten.
Fazit
Der medizinische Nutzen von Individuellen Gesundheitsleistungen ist oftmals sehr umstritten. Die gesetzliche Krankenversicherung stellt jedoch nur die medizinische Grundversorgung sicher, weshalb für viele Patienten eine individuelle Ergänzung der medizinischen Behandlung sinnvoll sein und die Lebensqualität verbessern kann.
Ärzte sollten darauf achten, die IGeL am Patienten auszurichten und offen wie transparent zu kommunizieren, in einer Sprache, die der Patient auch versteht.
Praxen, die mit MMP zusammenarbeiten, setzen folgende fünf Erfolgsfaktoren um:
- Sie haben Instrumente, um verschiedene IGeL entsprechenden Patienten gezielt anzubieten.
- Ihre Mitarbeiter besitzen das Know-how, um Fragen zu den Leistungen beantworten zu können.
- Ihre Patienten werden durch Ihre Mitarbeiter*innen beraten, wodurch Sie wertvolle Zeit sparen.
- Sie werden den hohen medizinischen Ansprüchen Ihrer Patienten gerecht.
- Sie verbessern das Image Ihrer Praxis erheblich.