Bald ist Schluss. Viele Ärzte stehen vor dem Berufsausstieg und sind auf der Suche nach einem Nachfolger. Überhaupt einen Interessenten für einen Praxisverkauf zu finden, ist nicht einfach. Aber jemanden zu finden, der bereit dazu ist, einen hohen Preis zu bezahlen – das ist schwer. Insbesondere auf dem Land.
Was ist eigentlich ein hoher Preis für eine Praxisabgabe?
150.000 €, 300.000 € oder doch 650.000 €?
Hängt das nicht von der Praxis ab? Also von ihrer Größe, der Einrichtung und dem Zustand der Geräte?
André Bernert, Geschäftsführer von Medical Management Partner, unterstützt seit über fünfzehn Jahren Ärzte beim Praxisverkauf. Er sagt: „Es geht in erster Linie nicht darum einen hohen, sondern einen fairen Preis zu finden. Damit am Ende beide Seiten zufrieden sein können.“
Um diesen herauszufinden, müssen neben den harten, auch diverse weiche Faktoren bewertet werden.
- Wie sind die Praxisabläufe?
- Ist das Personal zufrieden?
- Wie groß ist das Netzwerk der Praxis?
André Bernet, Geschäftsführer MMP
Bei der Kaufpreisfindung sind weitere Faktoren wie funktionierende Praxisabläufe und auch ein Übergabemodell entscheidend, sodass ein Einsteiger nicht ins kalte Wasser geworfen wird. Das ist Nachfolgern bares Geld wert.
Praxisverkauf: Das sollten Sie zur Besteuerung wissen
Wenn der Praxisinhaber die Praxis verkauft, dann entsteht ein steuerpflichtiger Veräußerungsgewinn.
Doch wie bemisst sich der steuerpflichtige Veräußerungsgewinn?
Ist der Verkaufspreis = Veräußerungsgewinn?
Bei einem Praxisverkauf ist der Veräußerungsgewinn, der zu versteuern ist, die Differenz zwischen dem Buchwert des mitverkauften Inventars der Praxis und dem Kaufpreis.
Buchwert beim Praxisverkauf
Um den Buchwert einer Praxis zu ermitteln, wird eine Bilanz zum Stichtag der Veräußerung erstellt. Eine Bilanz besteht aus Aktiva und Passiva der Praxis.
Zu den Aktiva zählen unter anderem:
- Grund und Boden, der zum notwendigen Betriebsvermögen gehört
- Praxis- und Laboreinrichtungen
- medizinisch-technische Geräte
- ausstehende Forderungen (z.B. an KV)
- Praxiskonten
- Vorräte
Zu den Passiva zählen:
- Kredite
- Darlehen
- Sonstige Verbindlichkeiten
Der Buchwert wird ermittelt, indem die Passiva von den Aktiva subtrahiert werden.
Veräußerungsgewinn: Wie wird besteuert?
Wie hoch der Veräußerungsgewinn besteuert wird, hängt von einigen Faktoren ab wie dem Alter des Verkaufenden.
Hat der Verkaufende das 55. Lebensjahr bereits vollendet, wird ihm ein Freibetrag von 45.000 Euro gewährt. Das bedeutet, der zu besteuernde Veräußerungsgewinn wird um den Freibetrag vermindert.
Jedoch gibt es auch hier noch einiges zu beachten: Die Höhe des gewährten Freibetrags ist von der Höhe des Veräußerungsgewinns abhängig.
Beträgt der Veräußerungsgewinn mehr als 136.000 Euro, dann wird der zu gewährende Freibetrag anteilig um den Betrag gekürzt, der die Grenze von 136.000 Euro übersteigt.
Das bedeutet, dass ab 181.000 Euro Veräußerungsgewinn kein Freibetrag mehr gewährt wird.
Darüber hinaus gibt es die Möglichkeit einer Vergünstigung des durchschnittlichen Steuersatzes.
Dieser Antrag kann jedoch nur einmalig im Leben gestellt werden und ist wiederum an die Vollendung des 55. Lebensjahres und weitere Vorgaben geknüpft.
Steht bei Ihnen ein Praxisverkauf an, empfehlen wir Ihnen, sich professionelle Unterstützung ins Boot zu holen, um sicherzustellen, dass Sie alle Ihnen zustehenden Freibeträge und Vergünstigungen nutzen.
Checkliste für Ihren Praxisverkauf
1. Welcher Abgabetyp bin ich?
- „Schlüsselübergabe“ (Inhaberwechsel mit Quartalswechsel)
- Einarbeitungszeitraum von mehreren Quartalen
- Verbleib in Praxis nach Übergabe als „Senior-Partner“
- Reduzierte Steuerlast bei einem Verkauf im Alter von über 55 Jahren
- Informationen vom Ärzteversorgungswerk einfordern
- Rücksprache mit Finanzberater
- www.was-ist-meine-praxis-wert.de
- Keine großen Tilgungen in den letzten 3 Jahren vor Praxisverkauf.
- Erfragen, ob Team nach Übergabe in Praxis verbleiben möchte, um Nachfolger den Übergang zu erleichtern.
- Gibt es günstige Ausstiegzeitpunkte, um Mehrkosten zu vermeiden?
- Praxisnetzwerke, Zuweiser und Kliniken ansprechen, ob Interessenten bekannt sind.
- Nutzung von Netzwerken und Kontakten deutlich effektiver als Praxisbörsen und Schaltung von Anzeigen.